Umlaufvermögen: Der dynamische Vermögensteil eines Unternehmens
Letztes Update 15. Oktober, 2024|Geschrieben von bexio-Redaktion
Jedes Unternehmen benötigt Vermögenswerte, die es kurzfristig liquidieren, also in Geld umwandeln kann. Nur so kann es sein operatives Geschäft finanzieren und vermeidet Zahlungsverzug. Ein effizientes Management dieses Umlaufvermögens entscheidet häufig über den kurzfristigen Erfolg eines Unternehmens.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was alles zum Umlaufvermögen gehört, welche Rolle es in der Bilanz spielt und wie Sie es berechnen können.
Was ist das Umlaufvermögen?
Zum Umlaufvermögen gehören alle kurzfristigen Vermögenswerte eines Unternehmens, die nicht langfristig gebunden sind, die also innerhalb eines Jahres durch Verkäufe oder Zahlungen in flüssige Mittel umgewandelt werden können (OR, Art. 959). Beispiele für Umlaufvermögen sind Bargeld, Forderungen und Waren.
Das Umlaufvermögen umfasst verschiedene Vermögensgegenstände, die für die kurzfristige Liquidität eines Unternehmens wichtig sind.
Liquide Mittel: Umfassen Bargeld und Bankguthaben. Diese Gelder sind sofort verfügbar und werden genutzt, um Rechnungen zu bezahlen oder kurzfristige Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen.
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: Entstehen, wenn ein Unternehmen Produkte verkauft oder Dienstleistungen erbringt, aber die Bezahlung noch aussteht. Ein gutes Forderungsmanagement hilft, Zahlungsausfälle zu vermeiden.
Vorräte: Dazu zählen Roh- und Betriebsstoffe, unfertige Produkte und fertige Waren, die das Unternehmen im Lager oder in Verkaufsräumen hat. Diese Vorräte werden im Produktionsprozess oder durch den Verkauf in Geld umgewandelt.
Kurzfristige Wertpapiere: Können schnell in Geld umgewandelt werden, falls das Unternehmen kurzfristige Liquidität benötigt. Zu den kurzfristigen Wertpapieren zählen zum Beispiel Aktien oder Anleihen.
Aktive Rechnungsabgrenzungsposten: Zahlungen, die das Unternehmen im Voraus geleistet hat, die aber erst im nächsten Geschäftsjahr als Aufwand gelten. Ein Beispiel ist eine im Voraus bezahlte Miete.
Was ist der Unterschied zwischen Umlauf- und Anlagevermögen?
Das Anlagevermögen umfasst Vermögensgegenstände, die langfristig im Unternehmen verbleiben, wie Grundstücke, Gebäude und Maschinen. Diese Vermögenswerte sind nicht dazu gedacht, kurzfristig verkauft oder verbraucht zu werden.
Im Gegensatz dazu gehört zum Umlaufvermögen alles, was kurzfristig in Bargeld umgewandelt werden kann, um den laufenden Geschäftsbetrieb zu finanzieren. Also sämtliche Wertgegenstände, die für die schnelle Liquiditätsgewinnung genutzt werden können.
Das Umlaufvermögen bildet zusammen mit dem Anlagevermögen das Gesamtvermögen eines Unternehmens:
Gesamtvermögen = Umlaufvermögen + Anlagevermögen
Das Umlaufvermögen in der Bilanz
In der Bilanz eines Unternehmens wird das Umlaufvermögen auf der Aktivseite ausgewiesen. Es zeigt, wie viel kurzfristiges Kapital zur Verfügung steht, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu begleichen.
Wie viel Umlaufvermögen sollte ein Unternehmen besitzen?
Ein Unternehmen muss sicherstellen, dass es genügend Umlaufvermögen besitzt, um seinen laufenden Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und kurzfristige Zahlungen, wie Lieferantenrechnungen oder Löhne, pünktlich leisten zu können.
Gleichzeitig sollte es aber auch über ausreichend Anlagevermögen verfügen, da dieses zur Produktion und Geschäftstätigkeit notwendig ist und die Basis für zukünftige Erträge bildet. Ohne ausreichendes Anlagevermögen kann das Unternehmen langfristig nicht wettbewerbsfähig bleiben und überleben.
Um die Zahlungsfähigkeit und Zukunftsicherheit des Unternehmens sicherzustellen, sollte darum ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Umlaufvermögen und Anlagevermögen bestehen.
Wie viel Umlaufvermögen ein Unternehmen letztendlich besitzen sollte, ist von der jeweiligen Branche, der Unternehmensgrösse und dem Geschäftsmodell abhängig. So haben Handels- und Dienstleistungsunternehmen in der Regel ein hohes Umlaufvermögen, da sie über hohe Warenbestände (Umlaufvermögen) verfügen, aber kaum Maschinen (Anlagevermögen) besitzen. Bei Produktionsbetrieben ist häufig genau das Gegenteil der Fall.
Um die Liquidität des eigenen Unternehmens sicherstellen zu können, ist es darum erforderlich, die Höhe des Umlaufvermögens regelmässig zu berechnen und das Verhältnis von Umlaufvermögen und Anlagevermögen anhand von verschiedenen Kennzahlen genauer zu analysieren.
Wie wird das Umlaufvermögen berechnet?
Zur Berechnung des Umlaufvermögens werden sämtliche Bestandteile der im Unternehmen vorhandenen kurzfristigen Vermögenswerte addiert:
Liquide Mittel (wie Kassenbestände und Bankguthaben)
+ Forderungen aus Lieferungen und Leistungen + Vorräte (wie Rohstoffe und Waren) + Sonstige kurzfristige Vermögenswerte (wie kurzfristige Finanzanlagen)
= Umlaufvermögen
Das Ergebnis der Berechnung zeigt, wie viel Kapital dem Unternehmen kurzfristig zur Verfügung steht.
Wichtige Kennzahlen zur Analyse des Umlaufvermögens
Anhand der folgenden Kennzahlen können Unternehmen die optimale Höhe ihres Umlaufvermögens analysieren.
Vermögensintensität
Die Vermögensintensität zeigt, wie schnell das Vermögen eines Unternehmens liquidiert werden kann, indem das Umlaufvermögen und das Anlagevermögen gegenübergestellt werden. Je höher das Ergebnis der Berechnung ausfällt, desto geringer ist die Liquidität des Unternehmens, da ein hoher Anteil des Gesamtvermögens in Anlagevermögen gebunden ist.
Die empfohlene Höhe der Vermögensintensität ist stark von der Branche abhängig. Während der Prozentsatz in der Dienstleistungs- und Finanzbranche in der Regel bei 10% bis 30% liegt, kann die Vermögensintensität bei Immobilienunternehmen, der Industrie und Fertigung bei 50% bis über 70% liegen.
Die Vermögensintensität beträgt somit 45,45% und gilt für ein Dienstleistungsunternehmen als zu hoch. Schliesslich sollte hier der Fokus vornehmlich auf immateriellen Ressourcen wie Wissen und Personal liegen.
Umlaufintensität
Die Umlaufintensität zeigt, wie viel Kapital kurzfristig verfügbar ist, indem das Umlaufvermögen dem Gesamtvermögen gegenüberstellt wird.
Eine hohe Umlaufintensität bedeutet, dass das Unternehmen flexibel auf Marktveränderungen reagieren kann, da nicht zu viel Kapital in langfristigen Investitionen gebunden ist und mehr Vermögen kurzfristig liquidiert werden kann. Dies kann insbesondere in Märkten, die sich an schnell ändernde Bedingungen anpassen müssen oder bei Unternehmen, die kurzfristige Investitions- oder Geschäftschancen nutzen möchten, von Vorteil sein.
Eine niedrige Umlaufintensität weist auf eine stärkere Bindung von Vermögen in langfristigen Anlagen hin. Dies deutet auf ein stabiles Geschäftsmodell mit langfristigen Investitionen hin, birgt jedoch das Risiko einer geringen Anpassungsfähigkeit an kurzfristige Marktschwankungen.
Das Working Capital zeigt, ob ein Unternehmen genügend kurzfristiges Vermögen hat, um damit seine kurzfristigen Schulden decken zu können. Es wird berechnet, indem man die kurzfristigen Verbindlichkeiten vom Umlaufvermögen abzieht.
Ein positives Working Capital bedeutet, dass das Unternehmen über ausreichende Mittel verfügt, um seine Schulden zu begleichen. Dies ist für die Liquidität und die finanzielle Gesundheit von entscheidender Bedeutung.
Ein negatives Working Capital zeigt an, dass das Umlaufvermögen nicht ausreicht, um sämtliche kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken. Somit ist es ein Hinweis auf Liquiditätsprobleme des Unternehmens.
Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten
Beispiel: Ein Unternehmen hat ein Umlaufvermögen von CHF 550’000 und kurzfristige Verbindlichkeiten von CHF 150’000.
Working Capital = CHF 550’000 – CHF 150’000 = CHF 400’000
Das Working Capital von CHF 400’000 zeigt, dass das Unternehmen über ausreichende Mittel verfügt, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken und dass es darüber hinaus eine gesunde Liquiditätsreserve hat.
Nettoumlaufvermögen (Net Working Capital)
Das Nettoumlaufvermögen zeigt, wie viel kurzfristiges Kapital zinslos zur Verfügung steht, ohne dass Kredite oder Eigenkapital zur Finanzierung verwendet werden müssen. Es wird berechnet, indem man die kurzfristigen Verbindlichkeiten und liquiden Mittel vom Umlaufvermögen abzieht.
Ein hohes Nettoumlaufvermögen kann auf hohe Flexibiltiät und eine starke finanzielle Reserve hinweisen, die für Investitionen, Expansion oder als Puffer gegen unerwartete Ausgaben dienen kann. Ein negatives Net Working Capital kann hingegen ein Hinweis auf mögliche Liquiditätsengpässe sein.
Nettoumlaufvermögen = Working Capital – liquide Mittel
Beispiel: Ein Unternehmen hat ein Umlaufvermögen von CHF 550’000, kurzfristige Verbindlichkeiten von CHF 150’000 und liquide Mittel in Höhe von CHF 120’000.
Dem Unternehmen bleiben also CHF 280’000, die ihm für zukünftige Zahlungen zinsfrei zur Verfügung stehen.
Optimieren Sie Ihr Umlaufvermögen mit bexio
Mit der Buchhaltungssoftware von bexio behalten Sie nicht nur die Höhe Ihres Umlaufvermögens, sondern auch sämtliche wichtige Kennzahlen, die damit in Zusammenhang stehen, stets im Blick. Dadurch können Sie zuverlässige Liquiditätsprognosen erstellen und die Höhe Ihres Umlaufvermögens stetig optimieren.
Ein Kredit stellt eine finanzielle Verpflichtung dar und wird daher auf der Passivseite der Bilanz als Verbindlichkeit geführt. Somit gehören Kredite nicht zum Umlaufvermögen.
Ist das Umlaufvermögen Teil der Aktiven?
Ja, das Umlaufvermögen ist ein wichtiger Teil der Aktivseite der Bilanz und repräsentiert die kurzfristig verfügbaren Mittel eines Unternehmens.
Was fällt nicht unter das Umlaufvermögen?
Langfristige Vermögenswerte wie Grundstücke, Gebäude, Maschinen oder langfristige Finanzanlagen zählen zum Anlagevermögen und nicht zum Umlaufvermögen. Denn sie werden über einen längeren Zeitraum im Unternehmen genutzt und sind nicht für den Verkauf vorgesehen.
Wird das Umlaufvermögen abgeschrieben?
Das Umlaufvermögen wird in der Regel nicht abgeschrieben, da es innerhalb eines Jahres verbraucht oder verkauft wird. Abschreibungen betreffen das Anlagevermögen, das über mehrere Jahre genutzt wird und somit über die Zeit an Wert verliert, wie zum Beispiel Maschinen oder Fahrzeuge.
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