Für manche Unternehmen sind transitorische Buchungen tägliche Praxis. Andere hingegen müssen sich nur einmal im Jahr für den Jahresabschluss mit transitorischen Aktiven und Passiven befassen. Was transitorische Passiven sind und wie Sie diese korrekt in Ihre Buchhaltung aufnehmen, erfahren Sie hier.
Was sind transitorische Passiven?
Transitorische Passiven sind Zahlungen, die ein Unternehmen innerhalb eines abzuschliessenden Jahres erhalten hat, für die es seine Leistungen oder Lieferungen aber noch nicht erbracht hat. Verbucht werden dürfen diese Einnahmen erst, nachdem die Leistung vollständig erbracht wurde.
Was ist ein Beispiel für transitorische Passiven?
Ein Beispiel für transitorische Passiven sind Mitgliedsbeiträge, die ein Fitnessstudio für das gesamte Jahr im Voraus erhält. In diesem Fall hat der Kreditor (das Fitnessstudio) das Geld schon erhalten, allerdings hat er die Leistung (den Zugang zum Fitnessstudio für das gesamte Jahr) gegenüber seinen Debitoren (der Kundschaft) noch nicht vollständig erbracht. Die erhaltenen Mitgliedsbeiträge werden darum als transitorische Passiven verbucht, bis die Leistung vollständig erbracht wurde.
Durch diese besondere Art der Buchung helfen transitorische Passiven bei der korrekten Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben, sodass diese im richtigen Zeitraum in der Buchhaltung erscheinen.
Was ist der Unterschied zwischen transitorischen Passiven & transitorischen Aktiven?
Wenn Sie eine Zahlung von einem anderen Unternehmen erhalten und die Leistung dafür erst (teilweise) in der nächsten Abrechnungsperiode erbringen, dann verbuchen Sie das als transitorische Passiven. Wenn Sie hingegen im Voraus für eine Leistung bezahlen, die Sie erst (teilweise) in der folgenden Rechnungsperiode erhalten, haben Sie es mit transitorischen Aktiven zu tun. Der Unterschied zwischen transitorischen Passiven und transitorischen Aktiven besteht also einfach darin, ob Sie Aufwendungen oder Erträge verbuchen, die über die aktuelle Abrechnungsperiode hinaus wirken.
Warum sind transitorische Passiven wichtig?
Gemäss Obligationenrecht (OR) Artikel 958b muss die Buchung aller Aktiven und Passiven eines Unternehmens periodengerecht sein. Einmalzahlungen, die andere Parteien Ihrem Unternehmen im Voraus zukommen lassen, wirken jedoch häufig über den Bilanzstichtag des aktuellen Geschäftsjahres hinaus – sie sind transitorisch, also «hinübergehend» in ein neues Geschäftsjahr. Das ist auch dann der Fall, wenn Ihr Unternehmen Waren oder Dienstleistungen zwar bereits bezogen hat, der entsprechende Kreditor Ihnen aber noch keine Rechnung für seine Leistung ausgestellt hat. Ihre Buchhaltungsabteilung steht dann vor dem Problem der Zuordnung dieser Leistung.
Die Buchung solcher Zahlungen als transitorische Passiven ermöglicht Ihnen eine periodengerechte Erfolgsermittlung, oder anders ausgedrückt: Sie können Ihre Einnahmen und Ausgaben aufteilen und so zuordnen, dass Ihre Buchhaltung den Vorgaben des OR entspricht.
Doch auch abseits Ihrer Verpflichtung, den rechtlichen Vorgaben zur Erfassung und Berichterstattung Ihrer Finanzen zu entsprechen, haben transitorische Passiven eine wichtige Bedeutung für Ihr Unternehmen: Wenn Sie präzise feststellen können, wann Ihr Unternehmen Einnahmen oder Kosten verbucht hat, können Sie Ihren finanziellen Erfolg in einem bestimmten Zeitraum deutlich besser ermitteln. Ohne periodengerechte Passiven könnten Ihre Finanzergebnisse verfälscht erscheinen, da Einnahmen erfasst würden, bevor die entsprechenden Leistungen tatsächlich erbracht wurden.
Wie werden transitorische Buchungen vorgenommen?
Die Buchung von transitorischen Passiven, die über mehrere Rechnungsperioden wirken, erfolgt normalerweise in drei Schritten:
- Zum Zeitpunkt des Geldeingangs: Ihr Unternehmen wird im Voraus für eine zukünftige Leistung bezahlt und Sie verbuchen den Betrag auf einem transitorischen Konto. Sie können sich das so vorstellen, dass Sie das eingegangene Geld dort erst einmal «parken» beziehungsweise «zwischenspeichern». Dieses Passivkonto, auf dem das Geld parkt, markiert die Verpflichtung Ihres Unternehmens, die Leistung in der Zukunft zu erbringen.
- Am Ende des ersten Geschäftsjahres: Wenn das Geschäftsjahr endet, bevor Ihr Unternehmen die Leistung vollständig erbracht hat, bleibt der Betrag auf dem transitorischen Konto. Er wird unter transitorischen Passiven in der Schlussbilanz ausgewiesen.
- Während des zweiten Geschäftsjahres: Erbringt Ihr Unternehmen die Leistung im folgenden Geschäftsjahr, wird der Betrag (sukzessive) vom transitorischen Konto abgebucht und als Ertrag verbucht.
Beispiel für eine Buchung mit transitorischen Passiven
Ihr Unternehmen erhält am 1. Dezember 2023 eine Vorauszahlung von CHF 12’000 für einen Servicevertrag, der ein Jahr läuft. Er fällt also mit nur einem Monat ins aktuelle Geschäftsjahr 2023 und erstreckt sich zum grössten Teil über das folgende Geschäftsjahr 2024.
Zum Zeitpunkt des Geldeingangs (1. Dezember 2023) buchen Sie die gesamte Vorauszahlung als transitorische Passiven. Die Buchungsschritte wären also gemäss dem Prinzip der doppelten Buchhaltung am 1. Dezember 2023:
- Bankkonto (Aktiven) wird um CHF 12’000 erhöht.
- Transitorische Passiven werden um CHF 12’000 erhöht.
Konto | Soll | Haben |
Bankkonto | CHF 12’000 | |
Transitorische Passiven | CHF 12’000 |
Zum Ende des Jahres 2023 wird nur in einem Monat die Dienstleistung erbracht. Also werden CHF 1’000 (CHF 12’000 : 12 Monate = CHF 1’000) von den transitorischen Passiven auf das Umsatzkonto transferiert.
Die Buchungsschritte am 31. Dezember 2023 sehen aus wie folgt:
- Transitorische Passiven werden um CHF 1’000 verringert.
- Umsatzerlös (Ertrag) wird um CHF 1’000 erhöht.
Konto | Soll | Haben |
Transitorische Passiven | CHF 1’000 | |
Umsatzerlös | CHF 1’000 |
Im Jahr 2024 wird diese Buchung für jeden der restlichen 11 Monate wiederholt, wobei jeweils CHF 1’000 von den transitorischen Passiven auf das Umsatzkonto transferiert werden. Am Ende des Vertragsjahres haben die transitorischen Passiven also den Wert Null erreicht und Sie haben die gesamte Summe als Umsatz verbucht.
Durch diese Vorgehensweise stellen Sie sicher, dass die Einnahmen in der Periode verbucht werden, in der die entsprechenden Leistungen auch tatsächlich erbracht wurden.
Transitorische Passiven in bexio: Rechnungsabgrenzung ganz einfach automatisieren
Nutzen Sie das Buchhaltungsprogramm bexio zusammen mit der Integration Accrio, um Ihre Rechnungsabgrenzung und Ihre manuellen Buchungen zu automatisieren. Einfach beim Erfassen einer Rechnung den Leistungszeitraum in den Rechnungstitel schreiben und schon werden im Jahresabschluss die Rechnungsabgrenzungen per 31.12. berechnet. Die Resultate werden direkt in bexio verbucht.
Häufig gestellte Fragen rund um transitorische Passiven
Transitorische Passiven hängen oft mit vorausbezahlten Geschäftsmodellen zusammen. Das Prinzip ist dabei immer gleich: Ein Unternehmen erhält Geld für eine Leistung, die es in einer zukünftigen Abrechnungsperiode erbringen wird. Typische Beispiele für transitorische Passiven sind:
- Erhaltene Vorauszahlungen für Serviceverträge, Abonnementdienste, Lizenzgebühren oder individuell angefertigte Produkte.
- Mieteinnahmen, die den kommenden Monat, das nächste Quartal usw. abdecken.
- Erhaltene Jahresbeiträge in Mitgliedsvereinen.
- Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen bei grösseren Aufträgen oder Sonderanfertigungen.
Ja, die Buchung von transitorischen Passiven ist in der Buchhaltung der meisten Unternehmen unerlässlich, um korrekte Finanzberichte zu erstellen. Sie helfen dabei, Einnahmen und Ausgaben in die richtige Rechnungsperiode einzuordnen und sicherzustellen, dass das Abgrenzungsprinzip eingehalten wird.
Transitorische Passiven sind grundsätzlich nichts anderes als die üblichen Passiven (Passiva) eines Unternehmens, nur dass sie nicht (beziehungsweise nicht nur) der aktuellen Rechnungsperiode angehören und darum eine entsprechende «Sonderbehandlung» in der Buchführung benötigen.
Bei transitorischen Passiven sind Datum und Höhe des erhaltenen Betrags sowie die Fälligkeit der zu erbringenden Leistung bekannt. Rückstellungen hingegen sind wahrscheinlich in Zukunft eintretende Verbindlichkeiten, deren genaue Höhe und Fälligkeit aber noch nicht bekannt sind. Sie stehen auf der Passivseite der Bilanz und gelten als Teil des Fremdkapitals.
Transitorische Passiven reduzieren den Gewinn eines Unternehmens im Moment der Auflösung, da sie als Aufwand erfasst werden. Wenn sie gebildet werden, erhöhen sie allerdings den Gewinn, da sie als Minderung des Aufwands wirken.
Die steuerliche Behandlung von transitorischen Passiven in der Schweiz folgt den Grundsätzen des Handelsrechts. Das bedeutet, dass die Besteuerung im Zeitpunkt der Entstehung oder Auflösung der transitorischen Passiven erfolgt. Sie werden im Moment ihrer Bildung steuerlich abgezogen und bei ihrer Auflösung als steuerpflichtiger Gewinn behandelt.
Jetzt bexio 30 Tage kostenlos & unverbindlich testen
Überzeugen Sie sich selbst und testen Sie alle Funktionen von bexio, der einfachen Business Software für Ihre KMU-Administration.
Noch Fragen? Rufen Sie uns an: +41 71 552 00 61
Schreiben Sie lieber? [email protected]