Wenn Sie eine Bilanz erstellen, führen Sie unter anderem Ihre Aktiven (Aktiva) und Passiven (Passiva) auf. In der Buchhaltung sollten beide Seiten stets ausgeglichen sein. Was genau die Passiven sind, wie sie sich zusammensetzen und wie die Passiven in Ihrer Bilanz aufgelistet und interpretiert werden, erfahren Sie hier.
Was sind Passiven? Einfache Definition
Passiven in einer Bilanz repräsentieren die Herkunft des Kapitals, mit dem Sie das Vermögen Ihres Unternehmens, die Aktiven, finanzieren. Vereinfacht ausgedrückt: Aus welchen Quellen stammt das Geld, mit dem Ihr Unternehmen wirtschaftet? Passiven können aus Eigenkapital (zum Beispiel einbehaltenen Gewinnen) oder aus Fremdkapital (zum Beispiel Krediten oder Hypotheken) bestehen.
Was ist der Unterschied zwischen Passiven und Aktiven?
Aktiven und Passiven sind im Grunde zwei verschiedene Blickwinkel auf das Gleiche, nämlich auf das Vermögen eines Unternehmens. Während die Aktiven das Vermögen darstellen, mit dem das Unternehmen aktiv arbeitet, zeigen die Passiven, wie dieses Vermögen finanziert wurde. Zu den Aktiven zählen etwa Betriebsgebäude, Fuhrpark, Rohstoffe, Produkte, Kontoguthaben und auch Bargeld in der Kasse.
Noch knapper zusammengefasst:
- Passiven = Mittelherkunft
- Aktiven = Mittelverwendung
Ein simples Beispiel: Ihr Unternehmen kauft eine technische Anlage für CHF 60’000 und nimmt dafür einen Kredit von einer Bank auf. Die Anlage selbst gehört nun zu Ihren Aktiven (leicht zu merken: Sie können aktiv mit ihr arbeiten). Die Finanzierung dieser Anlage per Kredit zählt zu Ihren Passiven. Beide Posten listen Sie in Ihrer Bilanz jeweils mit dem Wert von CHF 60’000 auf – das ist das Prinzip der doppelten Buchhaltung.
In Ihrer jährlichen Schlussbilanz (und dementsprechend in Ihrer Eröffnungsbilanz) listen Sie die Aktiven auf der linken Seite auf, die Passiven auf der rechten. Die Summe aller Aktivposten sollte genau der Summe aller Passivposten entsprechen.
Was sind Beispiele für Passiven?
Passiven sind in zwei Hauptkategorien unterteilt: das Eigenkapital und das Fremdkapital. Beides addiert ergibt die Gesamtheit der Passiven.
Was gehört zum Eigenkapital?
- Einbezahltes Kapital
- Einbehaltene Gewinne
- Gewinnvortrag
- Gesetzliche Reserven
Das Eigenkapital stellt die Eigentumsrechte der Inhaber des Unternehmens dar. Es bildet üblicherweise die finanzielle Basis von Unternehmen. Es ist das Geld, das Ihnen «wirklich gehört», und steht unbefristet zur Verfügung.
Was gehört zum Fremdkapital?
Fremdkapital sind Verbindlichkeiten, oder anders ausgedrückt: Schulden, die das Unternehmen kurz- oder langfristig (zurück-)zahlen muss.
Kurzfristige Verbindlichkeiten:
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen gegenüber Kreditoren
- Kurzfristige verzinsliche Verbindlichkeiten
- Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten
- Passive Rechnungsabgrenzungen
Die Positionen bzw. Konten werden mithilfe von Buchungen ausgeführt, bei denen es im Wesentlichen zu Ein- und Auszahlungen kommt. Sie müssen in der Bilanz gemäss der obigen Reihenfolge aufgelistet werden.
Langfristige Verbindlichkeiten:
- Langfristige Darlehen
- Hypothekarschulden
- Anleihen
Diese Positionen sind über einen längeren Zeitraum als die kurzfristigen Schulden fällig. Anhand eines Vergleichs von kurz- und langfristigem Fremdkapital wird deutlich, wie kurz- bzw. langfristig ein Unternehmen seine Strategie plant – oder wie risikoreich eine Unternehmung finanziert ist.
Je nach Branche unterscheidet sich die Höhe der Summen der jeweiligen Konten, da sich zum Beispiel grosse Industrieunternehmen vor allem langfristig refinanzieren.
Passiven und deren Bedeutung in der Bilanz
Die Passiven werden in der Bilanz nach Fälligkeit sortiert: Kurzfristige Verbindlichkeiten stehen oben, gefolgt von längerfristigen Verbindlichkeiten und in Folge das Eigenkapital.
Beispielhaft könnte eine Auflistung Ihrer Passiven wie folgt aussehen:
Fremdkapital | |
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | CHF 15’000 |
Darlehen | CHF 100’000 |
Hypotheken | CHF 275’000 |
Eigenkapital | |
CHF 400’000 | |
Summe | CHF 790’000 |
Die Interpretation der Passiven kann Aufschluss über die Finanzstruktur und -stabilität eines Unternehmens geben. Eine hohe Eigenkapitalquote ist oft ein Zeichen für finanzielle Stabilität, während ein Verhältnis von viel Fremdkapital zu wenig Eigenkapital auf ein höheres Risiko hinweisen kann.
Wie wirken sich die Passiven noch auf die finanzielle Lage eines Unternehmens aus?
Die Passiven sind eine wichtige Komponente in der Bewertung der finanziellen Gesundheit eines Unternehmens. Je nach ihrer Zusammensetzung (aus Eigen- und Fremdkapital) lassen sich aus den Passiven wertvolle Hinweise ablesen – unter vier Aspekten:
Liquidität
Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, kurzfristige Schulden oder Verbindlichkeiten (Kontokorrentkredite, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) zu erfüllen. Kurzfristige Verbindlichkeiten müssen in der Regel innerhalb eines Jahres beglichen werden. Wenn ein Unternehmen durch ungünstige Liquiditätsplanung nicht über ausreichende flüssige Mittel dafür verfügt, könnte es in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Solvabilität
Langfristige Passiven wie Darlehen oder Anleihen, die über einen längeren Zeitraum zurückgezahlt werden müssen, wirken sich auf die Solvabilität eines Unternehmens aus (also dessen Fähigkeit, langfristig solvent – zahlungsfähig – zu bleiben). Wenn die langfristigen Verbindlichkeiten zu hoch sind, könnte das Unternehmen Schwierigkeiten haben, seine Verpflichtungen zu erfüllen. Das wiederum kann seine langfristige finanzielle Stabilität gefährden.
Rentabilität
Hohe Schulden führen zu Zinskosten, die den Gewinn eines Unternehmens reduzieren. Wenn ein Unternehmen gut geführt wird, rentable Investitionen mit den geliehenen Mitteln tätigt und letztendlich ein positives EBIT (Betriebsergebnis) erzielt, kann es jedoch trotz hoher Schulden profitabel sein.
Risiko
Unternehmen mit hohen Schulden tragen in der Regel ein höheres Risiko, weil sie einer grösseren finanziellen Belastung ausgesetzt sind. Im Falle einer Abschwächung der Geschäftstätigkeit oder einer Wirtschaftskrise können hohe Schulden das Überleben des Unternehmens gefährden. Passiven sind somit auch eine wichtige Kennzahl für Investoren und Kreditgeber, denn sie geben Aufschluss über das Risiko, das mit einer Investition oder einem Kredit an das Unternehmen verbunden ist.
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Häufig gestellte Fragen rund um Passiven
Die Passiven befinden sich auf der rechten Seite der Bilanz, auch als Habenseite bezeichnet. Die linke Seite (Sollseite) listet die Aktiven. Die Bilanz stellt so die Aktiven und die Passiven eines Unternehmens gegenüber, wobei beide Summen immer gleich sein müssen (Grundprinzip der doppelten Buchführung: Jede Transaktion erfordert sowohl eine Soll- als auch eine Haben-Buchung, sodass die Bilanz ausgeglichen ist).
Ein Passivtausch bezeichnet die Umwandlung von Schulden, bei der eine Schuld durch eine andere ersetzt wird. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen einen Lieferantenkredit durch einen Bankkredit ersetzen. Die Bilanzsumme bleibt gleich, es ändert sich nur die Zusammensetzung der Passiven.
Ja, Rückstellungen sind Passiven, die ein Unternehmen für zukünftige Verpflichtungen bildet, von denen aber noch nicht genau bekannt ist, wie hoch sie ausfallen oder wann sie fällig werden. Rückstellungen werden zum Beispiel für zu zahlende Pensionen, Steuern, Instandhaltungen oder laufende Gerichtsverfahren gebildet. Im Gegensatz zu Rückstellungen lassen sich bei den sogenannten «passiven Rechnungsabgrenzungen», auch als «transitorische Passiven» bezeichnet, genaue Aussagen über den Betrag und die Fälligkeit treffen.
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