Opportunitätskosten: Beispiele, Berechnung und Anwendung

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Bei der Unternehmensführung ist es immer wieder erforderlich, das Für und Wider von Angeboten und Chancen sorgfältig zu analysieren und gegeneinander abzuwägen. Nur so kann eine Entscheidung im Sinne der Unternehmensziele getroffen werden. Bei dieser Entscheidungsfindung kann die Berechnung der sogenannten Opportunitätskosten helfen.

Doch was genau sind Opportunitätskosten eigentlich? Und mit welcher Formel kann man die Opportunitätskosten berechnen? In diesem Beitrag gehen wir diesen und noch mehr Fragen rund um die Verzichtskosten auf den Grund.

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Was sind Opportunitätskosten?

Opportunitätskosten, auch «Alternativkosten» oder «Verzichtskosten», zeigen den möglichen Nutzen oder Gewinn, den man verpasst, wenn man sich für eine alternative Option entscheidet. Sie geben also den Wert dessen an, was man aufgibt, wenn man sich gegen eine Handlungsalternative beziehungsweise Möglichkeit (Opportunität) entscheidet. Opportunitätskosten sind fiktive Kosten und tauchen nicht in der Bilanz auf.

Opportunitätskosten Beispiel

Opportunitätskosten können in einem Unternehmen beispielsweise dann auftreten, wenn sich die Unternehmensführung für eine Investition in die Entwicklung eines neuen Produkts entscheidet, statt das Geld für die Expansion in neue Märkte zu verwenden. Die Opportunitätskosten entsprechen den potenziellen Gewinnen aus der Markterweiterung, die aufgegeben werden, um in die Produktentwicklung zu investieren.

Beispiel: Sie haben die Möglichkeit, ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren. Dieses dauert vier Jahre. Während dieser Zeit müssten Sie Ihr Arbeitspensum deutlich reduzieren, sodass Sie anstatt von CHF 60‘000 im Jahr in diesen vier Jahren nur noch CHF 20‘000 pro Jahr verdienen würden. Voraussichtlich würden Sie nach Abschluss des Studiums CHF 15‘000 mehr als bisher im Jahr verdienen. Allerdings nähert sich bereits Ihr Renteneintritt und Sie planen, nur noch 14 Jahre zu arbeiten.

Nun berechnen Sie zunächst, wie viel Geld Ihnen durch die vier Jahre Studium entgeht:

(CHF 60‘000 – CHF 20‘000) x 4 = CHF 160‘000

Die vier Jahre berufsbegleitendes Studium haben also CHF 160‘000 Gehaltseinbussen zur Folge.

Nach Abschluss des Studiums werden Sie noch zehn Jahre arbeiten. Nun berechnen Sie, wie viel Sie in diesen zehn Jahren durch das Studium mehr verdienen würden:

CHF 15‘000 x 10 = CHF 150‘000

Daraus ergibt sich, dass Sie durch das berufsbegleitende Studium Opportunitätskosten in Höhe von CHF 150‘000 haben. Diesen Betrag würden Sie von Studienabschluss bis Renteneintritt mehr verdienen. Gleichzeitig haben Sie aber auch Gehaltseinbussen in Höhe von CHF 160‘000. Demzufolge macht es in diesem Beispiel aus Lohnsicht keinen Sinn, das Studium zu absolvieren.

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Abb.: Opportunitätskosten können bei der Entscheidung für oder gegen ein berufsbegleitendes Studium helfen.

Wie werden Opportunitätskosten berechnet?

Grundsätzlich gibt es nicht die eine Formel, die man nutzen kann, um Opportunitätskosten zu berechnen. Bei Unternehmensfragen werden die Opportunitätskosten in der Regel berechnet, indem man die Kostenvorteile, die durch die Entscheidung nicht erzielt werden, kalkuliert. Beim Ergebnis handelt es sich um die Opportunitätskosten. Die hierbei verwendete Formel ist vom Einzelfall abhängig.

Um herauszufinden, wie hoch der Vorteil der gewählten Möglichkeit A im Vergleich zur besten Alternativoption B ist, kann der Nutzen A vom Nutzen B subtrahiert werden:

Vorteil = Nutzen B – Nutzen A

Im Optimalfall entsteht bei dieser Berechnung ein negativer Wert, da dies bedeutet, dass die gewählte Möglichkeit einen höheren Nutzen als die Alternative bringt.

Beispiel: Nehmen wir an, Sie möchten ermitteln, ob eine unbesetzte Stelle in Ihrem Unternehmen besetzt werden sollte oder nicht. Schliesslich fallen durch die Besetzung der Stelle neben den zusätzlichen Personalkosten für den neuen Mitarbeitenden unter anderem auch Kosten für den Recruiting-Prozess, die Einarbeitung, Schulungen, IT-Ausrüstung und für zusätzliche benötigte Arbeitsmaterialien an. Daher sind Sie derzeit noch unsicher, ob sich die Einstellung eines neuen Mitarbeitenden überhaupt rentiert, oder ob Sie damit Verluste einfahren werden.

Für die Entscheidungsfindung sollten Sie zuerst ausrechnen, welchen positiven Beitrag ein zusätzlicher Mitarbeitender zum Umsatz leisten würde. Dazu bestimmen Sie den durchschnittlichen monatlichen Umsatz je Mitarbeitenden und den Wirkungsfaktor:

Umsatz im Monat je Mitarbeitender = Monatlicher Umsatz / Mitarbeiterzahl

Wirkungsfaktor = Umsatz im Monat je Mitarbeitenden / Fixkosten im Monat je Mitarbeitenden

Im nächsten Schritt können Sie nun die Opportunitätskosten der unbesetzten Stelle ermitteln:

Opportunitätskosten pro Tag = (Wirkungsfaktor – 1) x monatliche Fixkosten / durchschnittliche Arbeitstage im Monat

Nun wissen Sie, wie hoch die Opportunitätskosten einer unbesetzten Stelle jeden Tag für Sie sind – also wie hoch die täglichen Verluste sind, die eine unbesetzte Stelle in Ihrem Unternehmen verursacht.

Welche Arten von Opportunitätskosten gibt es?

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Opportunitätskosten:

Inputbezogene Opportunitätskosten

Bei inputbezogenen Opportunitätskosten wird der Deckungsbeitrag der Kosten auf den Inputfaktor relativiert. Daraus entsteht der relative Deckungsbeitrag. Inputfaktoren können beispielsweise durch Materialkosten, Arbeitsstunden oder Stückzahlen abgebildet werden.

Das bedeutet, wenn eine Ressource wie Zeit, Geld oder Arbeitskraft für eine bestimmte Aktivität verwendet wird, entstehen inputbezogene Opportunitätskosten, da diese Ressource nicht für andere potenziell vorteilhafte Aktivitäten verwendet werden kann.

Outputbezogene Opportunitätskosten

Outputbezogene Opportunitätskosten beziehen sich hingegen auf den Output des Produktionsprozesses. Es handelt sich dabei um Deckungsbeiträge, die einem entgehen, weil man sich für eine andere Alternative entscheidet. Immer wenn eine Entscheidung getroffen wird, entstehen somit outputbezogene Opportunitätskosten, da die Vorteile der gewählten Alternative mit den potenziellen Vorteilen anderer nicht gewählter Alternativen verglichen werden.

Bei den outputbezogenen Opportunitätskosten wird zwischen Alternativkosten und Optimalkosten unterschieden. Alternativkosten entsprechen den Opportunitätskosten, die entstanden sind, weil man sich für eine Möglichkeit und nicht für die nächstbeste Alternative entschieden hat. Optimalkosten hingegen sind die Opportunitätskosten, die anfallen, wenn man sich für eine Alternative und nicht für die optimale Möglichkeit entschieden hat.

In welchen Bereichen sollte man Opportunitätskosten berücksichtigen?

Grundsätzlich unterstützt die Berechnung der Opportunitätskosten Unternehmen bei der Entscheidungsfindung. Schliesslich geben sie Aufschluss darüber, ob Option A oder B einen grösseren Nutzen und bessere Chancen bietet.

Demzufolge macht eine Berücksichtigung der Opportunitätskosten unter anderem in folgenden Bereichen Sinn:

Investitionsentscheidungen

Wenn Sie sich für eine bestimmte Investitionsmöglichkeit entscheiden, verzichten Sie auf potenzielle Gewinne aus anderen Möglichkeiten. Müssen Sie sich zwischen verschiedenen Optionen entscheiden, kann Ihnen die Berechnung der Opportunitätskosten dabei helfen.

Nehmen wir beispielsweise an, Sie haben die Wahl zwischen einer günstigeren Investitionsmöglichkeit, die in der Folge aber niedrigere Produktionsmöglichkeiten liefert, und einer teureren Investitionsmöglichkeit, die Ihnen eine qualitativ hochwertigere und grössere Produktion ermöglicht. Nun können Sie anhand der Opportunitätskosten berechnen, welche der beiden Möglichkeiten Ihnen langfristig mehr Nutzen bringt.

Ressourcenallokation

Auch bei der Zuweisung von Ressourcen wie Arbeitskräften, Kapital und Zeit macht die Berücksichtigung der Opportunitätskosten Sinn. Verwenden Sie sämtliche Ressourcen für ein bestimmtes Projekt, verpassen Sie dadurch die Chance auf andere mögliche Projekte, die Ihnen vielleicht mehr Gewinn bringen könnten.

Produktentwicklung

Viele Unternehmen stehen regelmässig vor der Entscheidung, ob bestehende Produkte verbessert oder lieber neue Produkte entwickelt werden sollten. Welche der beiden Möglichkeiten lukrativer ist und dem Unternehmen langfristig mehr Nutzen bringt, kann mithilfe der Opportunitätskosten ermittelt werden.

Dientscheidung, in die Entwicklung eines neuen Produkts zu investieren, kann bedeuten, dass das Unternehmen die Möglichkeit verliert, in die Verbesserung bestehender Produkte zu investieren oder andere potenziell lukrative Projekte zu verfolgen.

Marketingentscheidungen

Gerade bei einem begrenzten Budget stehen Unternehmen häufig vor der Entscheidung, verfügbares Budget in die Entwicklung eines neuen Produkts oder in die Verbesserung des Marketings für ein bestehendes Produkt zu investieren. In diesem Fall entsprechen die Opportunitätskosten den potenziellen zusätzlichen Verkäufen und Gewinnen, die durch die optimierten Marketingkampagnen hätten erzielt werden können.

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Abb.: Gezielte Marketingkampagnen können zusätzliche Gewinne einbringen.

Personalmanagement

Selbst im Personalmanagement, also bei der Einstellung neuer Mitarbeitenden oder der Beförderung von bestehenden Mitarbeitenden, kann die Berechnung der Opportunitätskosten Sinn machen.

Indem eine Person eingestellt oder befördert wird, wird auf die Möglichkeit verzichtet, die Stelle anderweitig zu besetzen oder die verfügbaren Ressourcen für andere Zwecke zu verwenden.

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Häufig gestellte Fragen zu Opportunitätskosten

Wann entstehen Opportunitätskosten?

In einem Unternehmen entstehen Opportunitätskosten, wenn Ressourcen wie Geld, Zeit oder Personal für eine bestimmte Aktion eingesetzt werden und dadurch die Möglichkeit verloren geht, diese Ressourcen für eine andere, potenziell vorteilhaftere Aktion zu nutzen. Sie entstehen also, wenn man sich zwischen zwei oder mehreren Alternativen entscheiden muss.

Was sagen Opportunitätskosten aus?

Opportunitätskosten zeigen, welchen Nutzen oder Gewinn man aufgibt, indem man sich für eine Alternative entscheidet. Sie helfen dabei, die versteckten Kosten sowie den wahren Wert verschiedener Alternativen besser zu verstehen. Denn im Unternehmenskontext bedeutet die Entscheidung für eine Investition immer auch der Verzicht auf eine andere potenzielle Chance.

Können Opportunitätskosten negativ sein?

Opportunitätskosten sind nicht negativ, sondern immer positiv. Schliesslich stellen sie den entgangenen Nutzen einer nicht gewählten Alternative dar. Sie sind eine Abbildung dessen, was man aufgibt und unterstützen daher die Entscheidungsfindung. Opportunitätskosten können aufzeigen, dass eine gewählte Option weniger vorteilhaft ist, wenn die Alternative mehr Nutzen bringen würde.

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