Wie wird der Bilanzgewinn berechnet?
Um den Bilanzgewinn Ihres Unternehmens berechnen zu können, benötigen Sie folgende Werte:
Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag
+ Gewinnvortrag aus dem Vorjahr
– Verlustvortrag aus dem Vorjahr
– Bildung von Gewinnrücklagen
+ Entnahmen aus Gewinnrücklagen
+ Entnahmen aus Kapitalrücklagen
= Bilanzgewinn oder Bilanzverlust
Jahresüberschuss bzw. Jahresfehlbetrag
Die Basis für die Berechnung des Bilanzgewinns beziehungsweise Bilanzverlustes ist der Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag aus der Gewinn- und Verlustrechnung aus dem vorherigen Geschäftsjahr.
Gewinnvortrag bzw. Verlustvortrag
Der Gewinnvortrag ist der Restgewinn aus dem Vorjahr, der nicht für die Gewinnausschüttung oder die Bildung von Rücklagen verwendet wurde. Das, was vom Gewinn übrig geblieben ist, kann also im Folgejahr als sogenannter Gewinnvortrag zum Ausgleichen eines Jahresfehlbetrags beziehungsweise zum Erhöhen eines Jahresüberschusses verwendet werden.
Beim Verlustvortrag handelt es sich hingegen um den Verlust aus dem letzten Jahr, der (noch) nicht ausgeglichen werden konnte. Der Verlust wird in das folgende Jahr übertragen und mit dem Jahresüberschuss verrechnet und ausgeglichen. Wurde ein Jahresfehlbetrag erzielt, muss auch dieser mit dem entsprechenden Verlustvortrag verrechnet werden.
Gewinnrücklagen
Bleibt etwas vom Gewinn übrig, können damit Gewinnrücklagen gebildet werden. Diese werden in der Bilanz auf der Passivseite als Eigenkapital ausgewiesen. Das nicht verplante Geld der Gewinnrücklagen dient als eiserne Reserve dazu, mögliche zukünftige Verluste ausgleichen zu können.
Kapitalrücklagen
Bezieht ein Unternehmen unternehmensexterne Gelder, beispielsweise durch die Aufnahme neuer Anteilseigner oder den Verkauf von Anteilen oder Aktien, dann kann dafür Geld aus den Kapitalrücklagen entnommen werden. Kapitalrückstellungen entstehen also durch die Gelder, die dem Unternehmenskapital von Aussen zugeführt werden und können somit nicht selbst durch das Unternehmen gebildet werden.
Bilanzgewinn Rechnungsbeispiel 1
Das Unternehmen Sonnenfels GmbH hat im letzten Geschäftsjahr einen Jahresüberschuss in Höhe von CHF 150‘000 erwirtschaftet. Aus dem Vorjahr besteht allerdings noch ein Verlustvortrag in Höhe von CHF 90‘000. Gleichzeitig beschliesst das Unternehmen, Gewinnrücklagen von CHF 40’000 zu bilden, da es im nächsten Geschäftsjahr Verluste erwartet.
Berechnung:
CHF 150‘000 (Jahresüberschuss)
– CHF 90‘000 (Verlustvortrag)
– CHF 40‘000 (Bildung Gewinnrücklage)
= CHF 20‘000 (Bilanzgewinn)
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Bilanzgewinn trotz eines hohen Jahresüberschusses gering ausfallen kann.
Bilanzgewinn Rechnungsbeispiel 2
Ganz anders sieht es allerdings beim Unternehmen Sportstadt AG aus. Dieses weist in der Gewinn- und Verlustrechnung einen Jahresfehlbetrag von CHF 250‘000 aus. In den Vorjahren sah die Lage allerdings noch rosig aus, wodurch die Aktiengesellschaft auf einen Gewinnvortrag in Höhe von CHF 150‘000 zurückgreifen kann.
Dies verbessert zwar den Jahresfehlbetrag erheblich, allerdings liegt noch immer ein Verlust vor. Um die Aktionäre nicht in Alarmbereitschaft zu versetzen, möchte das Unternehmen auf seine Rücklagen zurückgreifen, um einen Bilanzgewinn erzielen. Somit werden CHF 90‘000 aus den Gewinnrücklagen und CHF 70‘000 aus den Kapitalrücklagen des Unternehmens entnommen.
Die Rechnung sieht wie folgt aus:
– CHF 250‘000 (Jahresfehlbetrag)
+ CHF 150‘000 (Gewinnvortrag)
+ CHF 90‘000 (Entnahme Gewinnrücklage)
+ CHF 70‘000 (Entnahme Kapitalrücklage)
= CHF 60‘000 (Bilanzgewinn)
Durch dieses Vorgehen erzielt das Unternehmen trotz eines Jahresfehlbetrags von CHF 250‘000 einen Bilanzgewinn in Höhe von CHF 60‘000 und kann so Dividenden auszahlen. Dadurch macht das Unternehmen nach Aussen hin einen positiven Eindruck und reduziert das Risiko von fallenden Kursen aufgrund von vermehrten Aktienverkäufen.
Wie hoch sollte der Bilanzgewinn sein?
Einen Richtwert, wie hoch der Bilanzgewinn eines Unternehmens sein sollte, gibt es nicht. Stattdessen sollte der Bilanzgewinn mit dem Jahresüberschuss ins Verhältnis gesetzt werden:
- Der Bilanzgewinn ist niedriger als der Jahresüberschuss: Verluste wurden ausgeglichen und/oder Rücklagen gebildet.
- Der Bilanzgewinn ist höher als der Jahresüberschuss: Kapital- und/oder Gewinnrücklagen wurden entnommen und/oder es gab Gewinnvorträge aus den Vorjahren.
Trotz eines Bilanzgewinns kann somit ein Jahresfehlbetrag vorliegen. Es ist darum wichtig, den Bilanzgewinn nicht isoliert, sondern zusammen mit anderen Kennzahlen zu betrachten.
Wie wird der Bilanzgewinn verwendet?
Der Bilanzgewinn kann auf verschiedene Weise verwendet werden. Über die genaue Verwendung entscheiden die Unternehmensführung beziehungsweise die Gesellschafter.
Ausschüttung
Der Bilanzgewinn ist der maximale Betrag, der am Ende eines Geschäftsjahres an die Aktionäre oder Gesellschafter als Dividende ausgeschüttet werden kann. Üblicherweise wird allerdings nur ein Teil des Bilanzgewinns ausgezahlt.
Thesaurierung
Wird der Bilanzgewinn nicht (vollständig) ausgeschüttet, dann ist von einer Thesaurierung die Rede, er verbleibt also im Unternehmen.
- Investition: Es macht häufig Sinn, mit einem Teil des Bilanzgewinns Investitionen zu tätigen. Das kann zum Beispiel das Einstellen neuer Mitarbeitenden, den Kauf neuer Maschinen oder die Erweiterung des Portfolios umfassen.
- Bildung eines Gewinnvortrags: Verbleibt ein Rest des Bilanzgewinns, wird er als Gewinnvortrag mit in das nächste Geschäftsjahr genommen.