In einer Welt, die sich ständig verändert, sind Führungskräfte gefordert, nicht nur zu überleben, sondern zu florieren. Eine der effektivsten Strategien, um dies zu erreichen, ist Positive Leadership. Aber was genau bedeutet Positive Leadership? Unternehmer sollten das Thema Leadership ernst nehmen. Denn unzufriedene Mitarbeitende können sich negativ auf den Unternehmenserfolg auswirken und ein Unternehmen schlimmstenfalls sogar in die Insolvenz treiben. Einen grossen Einfluss darauf, wie zufrieden und produktiv Mitarbeitende sind, haben daher die Führungskräfte. Positive Leadership, also positive Führung, kann das Arbeitsklima und die Arbeitszufriedenheit entscheidend verbessern und dem Unternehmen zu langfristigem Erfolg verhelfen – ganz nach dem Motto «Happy employees, happy companies».
In diesem Beitrag
- Was ist Positive Leadership
- Das PERMA-Lead-Modell
- Was sind Beispiele von Positive Leadership?
- Was sind die Vorteile von Positive Leadership?
- Welche Nachteile hat Positive Leadership?
Was ist Positive Leadership?
ℹ️ Positive Leadership steht in Zusammenhang mit positiver Psychologie und zielt darauf ab, durch eine unterstützende und wertschätzende Führung die Kompetenzen und das Potenzial von Mitarbeitenden zu fördern und eine produktive, motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Es basiert auf dem Glauben daran, dass zufriedene Mitarbeitende bessere Leistungen erbringen und dem Unternehmen langfristig zu mehr Produktivität und Erfolg verhelfen.
Im Gegensatz zu traditionellen Führungsstilen, die oft auf Kontrolle und Fehlerkorrektur basieren, liegt der Fokus bei der positiven Führung auf der Entwicklung von Stärken und der Förderung der Zufriedenheit und des Wohlbefindens der Mitarbeitenden. Diese sollten ihren Arbeitsplatz vornehmlich mit positiven Emotionen verbinden, anstatt Widerwillen oder gar Angst zu empfinden.
Ziele von Positive Leadership in Bezug auf die Mitarbeitenden sind vor allem:
Steigerung des Wohlbefindens und der Motivation am Arbeitsplatz
Stärkung des Gefühls der Unternehmenszugehörigkeit
Steigerung des Engagements und der persönlichen Erfüllung
Stärkung des Selbstvertrauen
Das PERMA-Lead-Modell
Das vom Psychologen Martin Seligman entwickelte PERMA-Lead-Modell basiert auf den Prinzipien der positiven Psychologie und kann auf Positive Leadership adaptiert werden.
Das Modell beschreibt fünf erstrebenswerte Verhaltensweisen der Führungskraft, die das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden fördern können. Es kann Führungskräfte dabei unterstützen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das auf Wohlbefinden und Motivation basiert und gleichzeitig zu einer höheren Produktivität und Leistung des Teams führt.
«PERMA» steht dabei für «Positive Emotions, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment».
Positive Emotionen: Positive Emotionen fördern das Wohlbefinden und schaffen eine angenehme Arbeitsatmosphäre, weshalb gezielt positive Gefühle im Arbeitsalltag, wie Freude, Gelassenheit, Dankbarkeit und Optimismus gefördert werden sollten. Dies geschieht durch einen höflichen Umgangston, Anerkennung, regelmässiges Lob und ein offenes Ohr für Wünsche und Fragen der Mitarbeitenden.
Engagement: Mitarbeitende sollten Aufgaben übernehmen können, die zu ihren Fähigkeiten und Stärken passen. Wird ihnen genügend Autonomie gewährt und Verantwortung übertragen, können sie ihre Arbeit motiviert und selbstbestimmt ausführen.
Beziehungen: Zwischenmenschliche Beziehungen sind essentiell für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Dazu sollten Beziehungen im Team, zwischen Kollegen, zwischen Abteilungen und zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten beispielsweise durch gemeinsames Mittagessen, Teambuilding-Events und Betriebsfeiern gefördert werden.
Sinn: Mitarbeitende, die einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sind oft motivierter und erfüllter. Führungskräfte sollten ihnen daher den tieferen Zweck und die Bedeutung ihrer Aufgaben für das Gesamtziel des Unternehmens vor Augen führen.
Zielerreichung: Führungskräfte sollten klare, erreichbare (Zwischen-)Ziele setzen. Erfolge sollten gefeiert und individuelle sowie teambezogene Leistungen anerkannt werden, was das Selbstwertgefühl stärkt und die Motivation fördert.
«PERMA» steht dabei für «Positive Emotions, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment».
Was sind Beispiele von Positive Leadership?
Positive Leadership zeigt sich durch verschiedene Verhaltensweisen und Strategien, die Führungskräfte anwenden, um das Potenzial und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden und letztendlich den Unternehmenserfolg zu fördern.
Fokus auf Stärken
Positive Führungskräfte konzentrieren sich darauf, die individuellen Stärken der Mitarbeitenden zu erkennen und gezielt einzusetzen, statt Schwächen in den Fokus zu rücken und auslöschen zu wollen. Mit einer stärkenbasierten Aufgabenverteilung weist der Vorgesetzte den Mitarbeitenden Aufgaben zu, die zu ihren individuellen Talenten passen.
Beispiel: Herr Schmidt arbeitet im Bereich Marketing. Er hat eine grosse Leidenschaft für kreative Aufgaben wie das Erstellen von Social-Media-Kampagnen und die Gestaltung von Werbematerialien.
Unter seiner vorherigen Führungskraft musste er jedoch hauptsächlich analytische Tätigkeiten übernehmen, wie das Erstellen von Marktanalysen und das Auswerten von Verkaufszahlen. Diese Aufgaben entsprachen nicht seinen Stärken und Interessen. Herr Schmidt fühlte sich oft überfordert und war unmotiviert, da ihm die analytischen Aufgaben nicht lagen.
Die neue Führungskraft Frau Maier legt grossen Wert auf stärkenbasierte Mitarbeiterführung. Sie nimmt sich Zeit, um die Stärken und Interessen von Herrn Schmidt herauszufinden und seine Aufgaben neu zu strukturieren. Frau Maier erkennt, dass Herrn Schmidts Kreativität und Kommunikationsfähigkeit gut für die Content-Erstellung und das Social-Media-Marketing genutzt werden können. Sie gibt ihm Aufgaben, die mehr auf seine kreativen Stärken zugeschnitten sind, wie das Entwickeln von visuellen Kampagnen und das Schreiben von Beiträgen für den Unternehmensblog. Durch diese Neuausrichtung blüht Herr Schmidt auf. Er ist motivierter, bringt innovative Ideen ins Team ein und zeigt bessere Leistungen.
Förderung von positiven Emotionen
Führungskräfte schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre, in der Mitarbeitende sich wertgeschätzt und unterstützt fühlen.
Beispiel: Frau Maier begrüsst ihre Mitarbeitenden jeden Morgen mit einem freundlichen Lächeln und kurzem, netten Smalltalk.
Als Herr Schmidt ein kleines Zwischenziel bei seiner Social-Media-Kampagne erreicht und ein Beitrag viele positive Rückmeldungen erhält, erkennt Frau Maier dies an, indem sie im Vorbeigehen bemerkt: «Toller Beitrag, Herr Schmidt! Ihr neuer kreativer Post stellt unser Unternehmen hervorragend nach aussen dar!»
Dieses kleine Lob und die persönliche Ansprache geben Herrn Schmidt das Gefühl, gesehen und geschätzt zu werden. Durch solche alltäglichen, authentischen Gesten trägt Frau Maier kontinuierlich zu einer positiven Atmosphäre im Team und einem guten Miteinander bei.
Sinnstiftung
Führungskräfte stellen sicher, dass die Mitarbeitenden den tieferen Sinn und Zweck ihrer Arbeit sehen und verstehen. Sie kommunizieren regelmässig, wie das individuelle Engagement zum grösseren Unternehmensziel beiträgt.
Beispiel: In einem Gespräch mit Herrn Schmidt hebt Frau Maier hervor, dass die Social-Media-Beiträge nicht nur Marketing sind, sondern einen wichtigen Beitrag zur Kundenbindung leisten: «Wenn Kunden unsere Beiträge sehen, nehmen sie unser Unternehmen als menschlich, nahbar und vertrauenswürdig wahr. Ihre kreative Arbeit sorgt also dafür, dass Kunden das Gefühl haben, mit einem echten Partner zu kommunizieren und nicht mit einer anonymen Firma.»
Durch diese Erklärung versteht Herr Schmidt, dass seine Arbeit im Content-Marketing einen wichtigen Beitrag zur Unternehmensmission leistet – nämlich, die Kundenbeziehungen zu stärken und das Unternehmen positiv darzustellen.
Vergabe von positivem und konstruktivem Feedback
Anstatt nur auf Fehler hinzuweisen, gibt die Führungskraft positives, konstruktives Feedback. Wenn beispielsweise ein Teammitglied eine Präsentation gut vorbereitet hat, wird dies ausdrücklich gelobt und Verbesserungsvorschläge werden in einer ermutigenden Weise kommuniziert. Fehler werden nicht als Scheitern betrachtet, sondern als Chance zum Lernen.
Beispiel: Frau Maier sieht sich eine Präsentation von Herrn Schmidt an, die er für ein bevorstehendes Meeting erstellt hat. Sie lobt die visuelle Gestaltung und die klare Struktur der Folien. Allerdings bemerkt sie, dass einige Daten ungenau sind. Anstatt Herrn Schmidt zu kritisieren, sagt sie: «Lassen Sie uns gemeinsam noch einen genaueren Blick auf die Zahlen und deren richtige Präsentation werfen. Jeder lernt bei sowas dazu – das wird Ihnen bei zukünftigen Projekten helfen.»
Herr Schmidt fühlt sich durch das positive Feedback bestärkt und nimmt die Verbesserungsvorschläge motiviert an, anstatt den Fehler als persönliches Versagen zu sehen.
Anerkennung und Wertschätzung
Die Arbeit der Mitarbeitenden wird anerkannt und wertgeschätzt, was das Vertrauen in die Führungskraft und das Selbstvertrauen der Mitarbeitenden stärkt.
Beispiel: Frau Maier bemerkt die erfolgreiche Kampagne, die Herr Schmidt erstellt hat, und sagt im Teammeeting: «Herr Schmidt, grossartige Arbeit! Ihre kreative Idee hat wirklich den Unterschied gemacht.» Diese Anerkennung stärkt Herrn Schmidts Selbstvertrauen und zeigt ihm, dass seine Arbeit wertgeschätzt wird.
Förderung von persönlicher und beruflicher Entwicklung
Positive Leader ermutigen ihre Mitarbeitenden zur kontinuierlichen Weiterbildung und unterstützen sie aktiv darin, ihre Ziele zu erreichen. Dies kann durch Weiterbildungsmöglichkeiten geschehen, aber auch durch das Angebot von Besuchen von Konferenzen und Seminaren.
Beispiel: Frau Maier spricht mit Herrn Schmidt über seine beruflichen Ziele und erfährt, dass er sich im Bereich Grafikdesign weiterentwickeln möchte. Sie schlägt ihm vor, an einem Design-Seminar teilzunehmen, das das Unternehmen finanziert, und unterstützt ihn aktiv dabei, die Anmeldung zu organisieren. Diese Förderung zeigt Herrn Schmidt, dass Frau Maier seine Entwicklung ernst nimmt und ihn in seinen Zielen unterstützt.
Unterstützung der Autonomie
Statt auf volle Kontrolle setzen positive Führungskräfte auf vertrauensvolle Delegation und die Autonomie der Mitarbeitenden. Sie vertrauen darauf, dass Mitarbeitende vollwertige Erwachsene sind, die die notwendigen Fähigkeiten für ihren Beruf haben und selbst Entscheidungen treffen können. Sie bieten Unterstützung an, aber greifen nicht ein, solange es nicht notwendig ist. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn ein Manager nur das Projektziel vorgibt, und dem Team die Autonomie gibt, den Weg zur Erreichung des Ziels selbst zu gestalten.
Beispiel: Frau Maier gibt Herrn Schmidt ein neues Projekt und setzt nur das Ziel, eine ansprechende Social-Media-Kampagne zu entwickeln, die das neue Produkt bewirbt. Sie lässt ihm die Freiheit, kreative Ideen und Strategien selbst zu entwickeln und unterstützt ihn nur dann, wenn er aktiv mit Fragen auf sie zukommt. Durch dieses Vertrauen fühlt sich Herr Schmidt eigenverantwortlich und motiviert, seine besten Ideen umzusetzen.
Teambuilding
Mitarbeitende sollten nicht gegeneinander um den ersten Platz kämpfen, sondern als Team funktionieren. Dies sollte aktiv durch Führungskräfte gefördert werden, beispielsweise durch die Organisation von Teambuilding-Events und dem gemeinsamen Feiern von Erfolgen.
Beispiel: Frau Maier organisiert ein gemeinsames Abendessen, nachdem das Team ein wichtiges Projekt abgeschlossen hat. Sie hebt dabei die Leistungen jedes Teammitglieds hervor und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit. Dieses Teamevent stärkt das Gemeinschaftsgefühl und zeigt den Mitarbeitenden, dass ihre Leistungen wertgeschätzt werden.
Zeigen von Empathie und Anbieten von Unterstützung
Positive Leader lassen das Privatleben der Mitarbeitenden nicht aussen vor und bieten in schwierigen Zeiten Unterstützung.
Beispiel: Als Herr Schmidt seiner Führungskraft Frau Maier erzählt, dass er wegen Problemen bei der Kinderbetreuung momentan morgens erst später ins Büro kann, zeigt sie Verständnis. Sie bietet ihm flexible Arbeitszeiten an, damit er seine familiären Verpflichtungen unter einen Hut bekommt. Diese empathische Reaktion gibt Herrn Schmidt das Gefühl, unterstützt zu werden, was seine Bindung zum Unternehmen stärkt. Gleichzeitig kann er sich im Büro voll auf seine Arbeit konzentrieren, da er weiss, dass seine Kinder versorgt sind.
Was sind die Vorteile von Positive Leadership?
Die Vorteile von Positive Leadership haben gleichsam einen positiven Effekt auf die Mitarbeitenden wie auch das Unternehmen.
Verbessertes Wohlbefinden: Durch ein Arbeitsumfeld, das Wohlbefinden und Zufriedenheit fördert, empfinden Mitarbeitende weniger Stress. Krankheitstage und Burnout Risiko verringern sich.
Höhere Motivation und Produktivitätssteigerung: Engagierte und zufriedene Mitarbeitende fühlen sich stärker motiviert und bringen sich mehr in das Unternehmen ein. Sie arbeiten effizienter und produktiver. Ein gestärktes Teamgefühl und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit steigern die Gesamtleistung des Unternehmens.
Stärkere Unternehmensbindung: Durch Wertschätzung und Unterstützung durch die Führungskraft sind Mitarbeitende loyaler zum Unternehmen und neigen weniger dazu, zu kündigen.
Kreativität und Innovationskraft: Eine positive Arbeitsatmosphäre fördert die Kreativität und das innovative Denken der Mitarbeitenden. Dadurch, dass sie sich sicher und wertgeschätzt fühlen, bringen sie eher neue Ideen ein und können sich besser entfalten.
Attraktivität als Arbeitgeber: Dass den Mitarbeitenden im Unternehmen eine hohe Bedeutung beigemessen wird, stärkt das Image des Unternehmens und macht es attraktiver für neue Talente.
Welche Nachteile hat Positive Leadership?
Positive Leadership kann aber auch potenzielle Nachteile oder Herausforderungen mit sich bringen.
Übermässiger Fokus auf Stärken: Liegt der Fokus zu stark auf den Stärken, treten Defizite oder problematische Verhaltensweisen in den Hintergrund; manche Probleme benötigen zur Lösung aber eine direkte Ansprache. Dies kann langfristig die Leistungsentwicklung beeinträchtigen.
Höhere emotionale Belastung für Führungskräfte: Ein hohes Mass an emotionaler Intelligenz und Einfühlungsvermögen ist von Seiten der Führungskräfte erforderlich, was vor allem in stressigen Situationen belastend sein kann.
Zeitintensivität: Erhöhter Zeit- und Aufmerksamkeitsaufwand, da Führungskräfte individuell auf die Bedürfnisse und Stärken der Mitarbeitenden eingehen müssen. Dies kann vor allem in grösseren Teams eine Herausforderung darstellen.
Missbrauch von Freiräumen: Gefahr, dass Mitarbeitende die Autonomie und das Vertrauen ausnutzen oder damit überfordert sind.
Nicht auf alle Bereiche anwendbar: Wird in der Branche oder Unternehmenskultur auf schnelle Ergebnisse und direkte Führung gesetzt, kann Positive Leadership ineffizient oder unpassend sein. Auch wenn Mitarbeitende eine eher klare und strenge Führung bevorzugen, kann positive Leadership Probleme mit sich bringen.
Fazit
Positive Leadership sollte also stets mit Bedacht und Fingerspitzengefühl angewendet werden. Eine Lösung kann ein ausgewogenes Verhältnis zwischen positiver Führung und notwendiger Kontrolle oder Kritik sein, um so nicht nur Mitarbeitendenzufriedenheit sicherzustellen, sondern auch die besten unternehmerischen Ergebnisse zu erzielen.